"Büffel und Beeren"
Die Küche der Blackfoot-Indianer (Auszug)
Beverly Hungry Wolf
Rita Mühlbauer
Trockenfleisch
Gai-ieh
Nur die besten Teile wurden zum Trocknen verwendet. Gutes Fleisch
behält auch in getrocknetem Zustand seine Vorzüge. Es sitzt in den
Flanken, in den Hintervierteln und entlang des Rückgrats. Die
Zubereitung der Hinterviertel erforderte große Geschicklichkeit, da
sie von Muskeln durchzogen sind. Zuerst muss das Fleisch sorgfältig
vom Knochen gelöst werden. Wenn man den Trick nicht beherrscht, mit
dem die Muskelknochen voneinander getrennt werden, dann endet das
Ganze schnell in einem zum Trocknen unbrauchbaren Haufen. Man nimmt
ein ausgelöstes Muskelbündel in die Hand und schneidet das Fleisch
in der Mitte, entlang der Muskeln ein, bis man das Messer fast auf
der Handfläche spürt. Es ergeben sich zwei auseinanderklaffende
Hälften, die man von der sich neu ergebenen Schnittfläche aus
wieder entlang der Muskeln einschneidet und zwar immer vom Ende des
vorangegangenen Schnitts aus. Hat man das Messer immer richtig
angesetzt, dann ergibt sich schließlich ein aufgerollter
Fleischlappen, der höchstens ein Viertel Inch (3/4 cm) dick sein
sollte. Je schneller Fleisch trocknet, desto besser. Diese
Fleischlappen werden dann über eine Leine, gehängt: kleine,
zugespitzte Holzstückchen dazwischen sorgen dafür, dass sich die
Fleischlappen nicht berühren, und überall Luft durch kann. Nach
einigen Tagen werden alle Teile gewendet, damit die Knickstellen auf
der Leine auch der Sonne und dem Wind ausgesetzt sind. Die Lagerung
in der Parfleche (zusammenklappbarer Behälter aus Rohhaut)
geschieht in der folgenden Weise: eine Lage mit Fett und Minze, eine
Lage Fleisch und wieder eine Lage Fett mit Minze.. . . In den
Tipi-Tagen hing über dem Feuer immer halbgetrocknetes Fleisch, das
durch den Rauch einen besonders würzigen Geschmack erhielt.
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Pemmikan
Sagsisakimaan
Der indianische Wintervorrat und Reiseproviant wurde bei allen
nordischen Jagdvölkern nach einem nahezu gleichen Rezept
hergestellt: Trockenfleisch wurde leicht geröstet und dann in einer
Art Mörser zerstampft. Meistens hatten die Frauen dazu einen
passenden Schlegel (pounding maul), doch auch ohne ihn hatten die
Frauen ihre bewährte Methode. Sie suchten sich einen Stein, der gut
in der Hand lag, und noch einen Stein mit einer ebenen Oberfläche.
Das Trockenfleisch wurde dann in eine gefaltete Hirschhaut gegeben
und mit dem Stein geschlagen. Ab und an wurde das Leder mit Inhalt
hochgehoben und geschüttelt, dann ging das Schlagen weiter, bis der
ganze Inhalt bröselig war. Anschließend wurden Büffelmark und
Talg bei kleiner Hitze zusammen geschmolzen und verrührt. Dieser
warme Mark-Talg-Brei wurde über das ausgebreitete zerstampfte
Trockenfleisch gegossen und das Ganze anschließend mit den Händen
durchgeknetet. Ein Pfund dieser Masse entsprach fünf Pfund
Frischfleisch. In früheren Zeiten war Pemmikan die einzige Speise
auf dem Kriegspfad, auf der Jagd, und wenn der Stamm in neue
Jagdgründe zog. Es war für uns ein Grundnahrungsmittel wie für
den Europäer das Brot. Pemmikan wurde auch bei Zeremonien gereicht
und galt bei einigen Gesellschaften als heilige Speise. Mein
Großvater war Zeremonienführer einer dieser Gesellschaften, und
ich erinnere mich, wie er eines Tages von einer solchen geheimen
Zeremonie zurückkam und jedem von uns Pemmikan gab und dazu sagte:
"Betet damit, es ist eine heilige Speise". Bei der
Herstellung dieses heiligen Pemmikan durften nur gute Gedanken
gedacht und Gebete des Dankes gesprochen werden. Die Frauen,
die dazu ausersehen waren, mussten besondere Werkzeuge dazu
benutzen. Die Männer hatten bei ihren Ausflügen immer einen Beutel
Pemmikan am Gürtel hängen. Bei der Jagd benützten sie diesen
Vorrat aber nur, wenn es ihnen nicht möglich war, ein Lager
aufzuschlagen und Feuer zu machen. Pemmikan war damit auch eine
Nahrung für den Notfall. Damals war es üblich, dass die Mädchen
für ihren Geliebten einen Pemmikanbeutel machten und ihn ihm vor
dem Aufbruch als Geschenk überreichten. Pemmikan wurde auch mit
eingeweichten Trockenkirschen vermischt. Dann hieß er Mokakin.
Mokakin war nicht nur Proviant für den Notfall, sondern ein
täglicher Leckerbissen. Heute machen wir Mokakin nicht mehr mit
Mark und Talg, sondern kneten das Fleisch mit Schmalz und Zucker zu
Bällchen, die getrocknet werden. Auch Pemmikan gehört nicht der
Vergangenheit an. Er wird bei unserem Volk immer noch jedes Jahr
hergestellt, und das verwendete Fleisch stammt vom Büffel, vom
Hirsch, vom Elch oder von der Kuh, was eben gerade zu haben ist.
Heute wird das getrocknete Fleisch auf einem Kuchenblech im Backofen
geröstet, bis sich eine rotbraune Färbung einstellt. Dann
wird etwas Wasser darüber gesprenkelt, und das Ganze für kurze
Zeit bedeckt. Schließlich wird die Masse auf einer Zeltbahn
ausgebreitet und mit einem Hammer oder der flachen Seite eines Beils
bearbeitet bis alles zerbröselt ist. Wir mischen Pemmikan unter
gebratenem Reis, machen daraus eine Spaghettisauce oder essen ihn
einfach so als Snack. Aufbewahrt wird Pemmikan heute ohne Fett
in einem Einmachglas mit festem Verschluss.
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Büffelrippen
Die Rippen mit Salz und Pfeffer einreiben und mit der Knochenseite
nach unten auf die Glut legen und warten bis sie gar sind.
Dazu wurde früher immer ein Stück Fett gereicht.
"Schweizer" Wildsteak
5 Pfund bestes Hirschfleisch
1/4 Tasse Mehl
1 gehackte Zwiebel
1/2 Tasse gehackter Stangensellerie
1 Tasse geschälte Tomaten (im Winter aus der Dose)
2 Tassen Tomatensauce
3 Esslöffel Fett oder Schmalz
Salz und Pfeffer nach Bedarf
Das Fleisch in Schnitzel schneiden, in Salzwasser waschen und
trocknen. Mehl mit Salz und Pfeffer mischen und Fleisch darin
wenden. Beide Seiten in Fett braun anbraten. Fleisch nur
einmal wenden. Anschließend kommen Zwiebel und Sellerie in
die Pfanne. Sobald die Zwiebeln zu bräunen anfangen, mit der
Tomatensauce löschen und die Tomaten dazugeben, Für etwa zwei
Stunden bei 150 C (= niedere Hitze) in den Backofen. Was daran
schweizerisch ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich haben Schweizer
Siedler das Fleisch in Tomaten gekocht. |