NEZ PERCÉ
Der Stamm
Der Stamm der Nez Perce trat geschichtlich bis auf die
Kämpfe im Jahre 1877 wenig in Erscheinung. Durch diesen
Umstand wurde der Sohn von Old Joseph ( Tu-eka-kas),
Chief Joseph (In-mut-too-yah-lat-lat), gezwungener Maßen
über Nacht zu einer Berühmtheit.
Ihre Heimat war das zentrale Columbia-Plateau. Sie gehörten
zu den Gruppen der sahaptin-sprachigen Nez Perce.
Eine wichtige Bedeutung hatte das Dallas-Treffen für die
Banden. Dieses Treffen fand jeden Herbst am Columbia statt und
zwar an der Flussdurchbruchstelle der Kette der Cascade
Mountains. Es war ein wichtiges Handelszentrum um die Waren
die man herstellte dort für andere Sachen tauschen zu
können. Die einzelnen Stämme spezialisierten sich auf ganz
bestimmte Gebrauchsgegenstände. Die Nez Perce, die ihre
Jagdgebiete weit im Osten auf den Plains von Montana und
Wyoming hatten, brachten Bisonroben mit. Benachbarte Stämme
wie die Klamath brachten die süßen und nahrhaften
Camas-Knollen mit. Die Wishram und Wasco konnten mit Dentalium
und anderen Schnecken sowie Muschelschalen von der
Pazifik-Küste aufwarten. |
Die Behausungen der Nez Perce
unterlagen einem Wandel. Gab es früher mehr feste
Wohnstätten in Form von Gemeinschaftslanghäuser so waren die
Nez Perce durch die weißen Siedler mehr und mehr gezwungen
ihre Zelte in Gebrauch zu nehmen um dadurch ihre Mobilität zu
steigern. Nach Berichten von Lewis und Clark die eine
Expetition zu den Plateau-Völkern unternahmen, bestand ein
von ihnen besuchtes Dorf aus zwei großen Häusern, die von
ungefähr 38 Familien bewohnt wurde. Laut den Überlieferungen
war es die Bande unter Cut-nose. Die Häuser waren ungefähr
14m lang, 4,5m breit, an den Enden verschlossen mit Türen an
beiden Seiten. Das Dach sah aus wie eine Art Schuppen
aus Stroh und Matten in der Form eines Hausdaches. Der
Innenraum war ohne Unterteilungen. Die Familien-Feuer brannten
im Abstand von ungefähr drei Männern in einer Reihe in der
Mitte des Baus. Die senkrechten Stützpfosten wurden an den
Firstbalken auseinander geschoben um als Rauchabzug zu dienen.
Als Abdeckung wurden geflochtene Katzenschwammblätter
genommen. Diese waren einfacher zu verwenden als die
Tuls-Blätter, die dem Regen nicht sonderlich standhielten.
Die Matten maßen ca. 1,2 x 3m. Als Schutzmaßnahmen gegen den
Wind lehnte man weitere Stangen an das Mattendach.
Bei Kälte wurden die Innenwände mit Häuten abgedeckt,
besonders bei kleinen Behausungen. |
.|. zurück zum Seitenanfang .|. |
Eine große Mobilitätssteigerung
wurde durch die Anschaffung von Pferden erreicht. Dadurch
unternahmen die Banden ausgedehnte Streifzüge bis ins
Büffelland der Plains. Mehr und mehr wurden auch die
Langhäuser verdrängt und durch Büffelhautzelte ersetzt.
Viele kamen zu den großen Treffen auch in ihren Booten. Die
Banden südlich des Clearwater bevorzugten den einfachen
Einbaum. Seine Herstellung erfolgte aus einem einzelnen Stamm,
der durch Feuer ausgehöhlt wurde. Paddeln oder Stangen halfen
beim weiterkommen. Die Länge der Boote wurde zwischen 5 und
13 Metern angegeben. In der Frühzeit hatten die Flussreisen
große Bedeutung für die Nez Perce. Von den Crow bekamen sie
den Namen A-pu-pe (paddeln; Paddler). Lewis/Clark 1806: Kanus
waren in den Lagern selten. Es waren sogar einige größere
Dörfer ohne ein einziges Kanu. Man kann heute sagen, dass das
Pferd das Kanu einfach verdrängte.(in ersten Viertel des
18.Jahrhunderts).
Es kam zu großen kulturellen Veränderungen. Der
individuelle Besitz von 50 - 100 Tiere war in den einzelnen
Familien die Regel. Ungefähr 40 Jahre später soll man bis zu
1500 Pferde im Besitz einzelner Familienverbände gesehen
haben. Im Besitz der Crow befanden sich um 1805 im Schnitt bis
zu sieben je Tipi; gg. 1830 schon an die 15 je Tipi, wobei
dieser Stamm zu den reichsten der nordwestlichen
Plains-Stämme zählte. Laut den Überlieferungen bekamen die
Nez Perce die ersten Pferde von den Shoshoni. |
Diese hatten sie von den Comanchen,
die wiederum die Pferde aus ihren Raubzügen aus die
pferdereichen spanischen Siedlungen im heutigen New-Mexico
hatten. Die Route des sogenannten Pferdehandels lässt sich
wie folgt rekonstruieren:
Ausgangspunkt war Santa Fe, westlich der kontinentalen
Wasserscheide nach Norden zum Snake River bis zum
Shoshoni-Treffpunkt und von dort bis ins Gebiet der Nez Perce.
Durch sorgfältige und selektive Zuchtmethoden (auch die
Kastration wurde angewandt) brachten die Nez Perce den
Appaloosa zustande. Besondere Markenzeichen dieser
wundervollen Tiere waren die großen weißen
unregelmäßige Flecken vermischt mit anderen dunklen
Farbtönen.
Die Banden hatten aber eine besondere Vorliebe für völlig
weiße Tiere, die dann im Kampf mit einer Unmenge von Zeichen
bemalt wurden, um Reiter und Tier zu beschützen und siegreich
wieder heimzukehren. (Ross/1820)
Chief Joseph - EIN NEZ PERCÉ -
Was schreibt man über einen Führer seines Volkes, der vor
fast zwei Generationen gelebt hat und von dem man nur noch in
vereinzelten Büchern etwas finden kann. |
.|. zurück zum Seitenanfang .|. |
Wären die Kampfhandlungen mit der
Armee um 1877 nicht gewesen, nun Chief Coseph (
In-mut-too-yah-lat-lat) wäre der Nachwelt nicht erhalten
geblieben. So aber wurde er von den Weißen gezwungen, zu
zeigen, das der „rote Mann“ auch in der Lage war zu denken
und zu handeln. Beschrieben wird er als ein ruhiger,
bestimmter Führer seines Volkes, der es verstand die Krieger
der Nez Perce an die Ratsfeuer zu bringen und Entscheidungen
zu treffen die von den meisten gebilligt wurden.
Der Vater wurde 1839 auf den Namen Joseph getauft. Er war
Häuptling der Cayuse ( Nachbarstamm der Nez Perce ). Die
einzelnen Banden der Nez Perce spalteten sich etwa in der
Mitte des 19.Jahrhunderts in zwei Gruppierungen.
Die eine ließ sich sehr stark von den Missionaren
beeinflussen. Aus ihnen wurden die sogenannten
Vertrags-Indianer. Von ihnen gewählt wurde Lawyer
als Anführer, der direkter Nachfahre von Twisted Hair. Die
andere Hälfte bewahrte sich ihre Unabhängigkeit und
kulturelle Lebensart. Diese sogenannten
Nicht-Vertrags-Indianer (unteren Nez Perce) lebten außerhalb
der Reservation am Snake River und seinen Nebenflüssen. Der
Führer dieser Gruppen war Old - Joseph. Chief Joseph
wurde nach dem Tod seines Vaters Häuptling der
Wal-lat-wat-kin von der Bande der Chute-ba-lu. |
Seine Grabsteininschrift lautet „
Hin Mah Too Yah Lat Kekt - Donner der in den Bergen rollt“.
Seine Cayuse - Abstammung dürfte vom Vater stammen, da die
Erbfolge im Columbia-River-Gebiet nach der Mutter bestimmt
wurde ( somit hätte er kein Nez Perce-Führer werden können
). Chief Joseph war nicht christianisiert. (4 Frauen) Er
gehörte zum Teil der Nicht-Vertrags-Gruppen, die sich strikt
weigerten ihre Lebensweise aufzugeben und in die Reservation
zu gehen.
Die Vertrags-Gruppen unter Lawyer hingegen
unterzeichneten einen folgenschweren Vertrag über die
Abtretung ihrer Gebiete an weiße Siedler. Das besondere
daran war, dass gerade diejenigen Gebiete abgetreten werden
sollten , auf dem die Nicht-Vertrags-Banden
lebten. Sie lebten dort eigenständig ohne auf die Hilfe
der Weißen angewiesen zu sein. Da Lawyer besser in das System
der Regierung passte, wurde er vom für die Nez Perce
zuständigen Regierungsbeamten zu Führer aller Banden
bestimmt. Beeindrucken ließen sich die
Nicht-Vertrags-Fraktion davon nicht im geringsten. Die Anzahl
der Einwanderer nahm ständig zu und man brauchte
Siedlungsraum für die Siedler.
Da ca. 3 Mill. Einwanderer in der Zeit zwischen 1870 – 1880
Land für sich in Anspruch nahmen musste von Seiten der
Regierung gehandelt werden! |
.|. zurück zum Seitenanfang .|. |
Der Stevens- Vertrag wurde von
Lawyer und 47 anderen Bandenführern unterzeichnet, der Den
Nez Perce kleine Gebiete zuwies. Dieses Papier von 1855
hielt gerade 5 Jahre. 1860 wurden Goldablagerungen i. d.
Reservationen gefunden. Sofort wurde dort ein Lager
aufgeschlagen. Im nächsten Jahr wollte man dann mit den
Schürfungen nach dem seltenen Metall anfangen. Laut
Überlieferungen sollen damals 33 Goldgräber ihr Lager
aufgeschlagen haben.
Die Regierung hatte somit einen guten Grund gefunden, die
Reservation erneut zu verkleinern. Diesmal kam keine
Einigung zustande. Die unteren Nez Perce (unter der
Führung von Looking Glass) verließen die Verhandlungen.
Bezeichnender Weise wurde von den Vertrags-Fraktionen gerade
jene Landstriche abgegeben, die die Nicht-Vertrags-Fraktion
zum Leben beanspruchte. Zu den abgetretenen Gebieten gehörte
auch das Wallowa-Valley, die traditionelle Heimat von Tu-eka-kas
(Old Joseph).
Nach Moneith (1872) sei es jammerschade, dass das Tal
überhaupt zur Besiedlung freigegeben wurde. Das Tal war
zugleich der einzige Fischgrund der Nez Perce. Am
Sterbebett seines Vaters soll Hein-mot Too-ya-la-kekt (Chief
Joseph) gesagt haben: “Ich begrub ihn im Tal der
schlängelnden Wasser. Ich liebe dieses Land mehr als den Rest
der Welt.“ Laut Monteith (1872) gab es um diese Zeit noch
keine Blockhüten der Siedler im Tal. Die Regierung plante
aber gegen Herbst des Jahres mit dem Bau zu beginnen. |
Im Jahre 1877 kam der Adjutant von
Howard, Major Wood zur folgenden Aussage:“ Meiner Meinung
nach besteht keine Rechtsgrundlage, wonach die Nez Perce, die
den Vertrag von 1863 nicht unterzeichnet haben, durch
ihn gebunden zu sein. Howard demonstrierte bei einem letzten
Treffen mit Joseph seine ganze militärische Macht. Mit
Erfolg, da die Nicht-Vertrags-Indianer daraufhin kapitulierten
und zustimmten Wallowa und das Grande Ronde Valley aufzugeben.
Man verlangte von den Nez Perce, dass sie innerhalb von 30
Tagen vollständig aus den Gebieten verschwunden sein mussten
um direkt in die zugewiesene Reservation zu ziehen. Die
gesetzte Frist rief bei Vielen große Bestürzung hervor, da
in dieser Zeit eine Umsiedlung in das zugewiesene Reservat
nicht möglich war. Dies hatte zur Folge, dass ein junger
Krieger mit dem Namen Wahlitis (sein Vater wurde drei Jahre
zuvor von Weißen ermordet), den Pfad der Rache einschlug und
am 13.Juni 1877 mit zwei anderen jungen Kriegern den Weißen
Richard Devine umbrachte. Am nächsten Tag wurden noch drei
Siedler getötet. Aus dem Lager White Birds schlossen sich
weitere siebzehn Krieger den Dreien an, tranken viel und
wüteten weiter. Es ist heute eindeutig bewiesen, dass die
damaligen Anführer (Joseph; Ollokot; Looking Glass und
Too-hool-hool-zote) an diesen Ereignissen nicht beteiligt
waren. Sie waren sogar bemüht die Schuldigen der Regierung
auszuliefern, was aber mit Erfolg von den Weißen verhindert
wurde. |
.|. zurück zum Seitenanfang .|. |
Da Chief Joseph zu den nicht
vertragsgebundenen Nez Perce gehörte, wurde seine Bande in
die Kampfhandlungen verwickelt, die ihren Anfang am 17.Juni
des Jahres 1877 nahmen. Ursprünglich hatten sich die
Nicht-Vertrags-Fraktionen zur Kapitulation entschlossen und
waren bereit, das Wallowa sowie das Ronde Valley
aufzugeben. Der Funke, auf den die Militärs warteten,
lieferten einige junge Krieger, die aus Rache mehrere Siedler
ermordeten. Die Bemühungen die Schuldigen auszuliefern um die
Gefahr eines Krieges zu verhindern, wurde von den Weißen
erfolgreich verhindert. Chief Joseph hatte aufgrund der
erdrückenden Übermacht keine andere Möglichkeit als zu
flüchten, wenn er verhindern wollte, dass sein Volk
vernichtet würde. Fünf Nez Perce Banden schlossen sich ihm
an. In Verbindung mit den Ereignissen von 1877 ( 1600 Meilen
Flucht; 40 Meilen vor dem Ziel zu scheitern) steht fest, dass
er mehr der lautlos wirkende Taktierer und große Stratege
war. Praktiker während der kriegerischen Auseinandersetzungen
waren Ollikut, Too hul hul Sute und Poker Joe.
Berichterstatter folgten den Kampfstätten und durch den „sprechenden
Draht“ war die weiße Bevölkerung immer auf dem laufenden,
was die einseitig beobachtenden Berichterstatter zu
veröffentlichen hatten. Die einzelnen Blätter
überschlugen sich mit immer neuen Sensationsmeldungen, was
die Greueltaten der gejagten Nez Perce anging. Die Armee
kämpfte heroisch gegen die angebliche
Übermacht. Im Januar 1879, März 1879 und
im Jahre 1903 ging Chief Joseph nach Washington D.C. Er
brachte hier die Anliegen des Stammes vor.
Auszug aus einer seiner Reisen:
„Ich glaube nicht, dass der Große Geist einer
Menschengattung das Recht gab, einer anderen Menschengattung
ihr Tun vorzuschreiben!“ |
Chief Joseph starb im Alter von 64
Jahren am 21 September 1904 an gebrochenem Herzen in Gedanken
an seine Heimat im Wallowa Tal.
Gegenwart:
„Brooke Medicine Eeagle“ - Urgroßnichte Chief Joseph´s
- wurde in der Tradition des Volkes der Nez Perce
unterwiesen
- lernte die westl. Psychologie
- wurde in Körperarbeit unterwiesen
- hält Vorträge in der ganzen Welt „Norma Cordell“
Eagle Morning Star - Direktorin des Eugene Center of the
Healing Arts in Oregon
- Heilerin
- spirituelle Ausbildung von einem Nez Perce Schamanen
- Autorin von „Earth Dance“
Quellen:
- Sun Bear „Leben mit der Kraft“ 1977 / Goldmann
Verlag
- Übersetzung ins Deutsche von Roger Truchard 1963 „Flucht
der Nez Perce“; Quelle Rowena L. u. Gordon D. Alcorn (
Montana, the Magazine of Western History) Winter 1963!
- u. a..
|
|