Einleitung:
Die Rolle der indianischen Frau Nordamerikas ist wohl
wie kaum eine andere so verkannt worden, selbst noch in
unserer Zeit gibt es hartnäckige Vorurteile über ihre
Stellung in der indianischen Tradition. Weil sie immer
am Arbeiten war, immer "gebückt" über dem
Kochkessel oder irgendwelchen Fellen stand, sich um den
Haushalt, die Kleider kümmerte, immer die Lasten trug,
sich um die Kinder kümmerte und und und...ist sie als
devote Sklavin, als "unmündiges Bündel"
ihres Mannes dargestellt worden. Die Frau hatte für die
Bequemlichkeit des Mannes zu sorgen, während er faul im
Schatten des Zeltes oder der Hütte saß, wenn er nicht
gerade jagte oder kämpfte. Sicher, es gab auch solche
Frauen, während es demgegenüber Frauen gab, die wie
Prinzessinnen behandelt wurden; aber das waren
Ausnahmen. Meist war das Leben nordamerikanischer
Ureinwohnerrinnen irgendwo in der Mitte zwischen diesen
beiden Extremen angesiedelt. Die Frau war Partner des
Mannes, die ihren Teil der Pflichten erledigte und er
die seinen. Und dabei übte die Frau natürlich mehr
oder weniger Einfluss auf ihren Mann aus. Aus heutiger
Sicht betrachtet, erscheinen vielen von uns die Aufgaben
der Indianerfrau niedrig, machen doch überall auf der
Welt die Männer Geschichte. Dabei war die
Aufgabenverteilung sinnvoll und nicht dogmatisch.
Indianische Frauen waren sich ihrer Rolle als
Lebensspendende und der damit verbundenen Hochachtung
seitens der Männer durchaus bewusst. Nicht umsonst ist
der Begriff Erde in den meisten indianischen Sprachen
weiblich und bedeutet Mutter, die die Leben gebärt. Was
haben denn die Frauen der weißen Invasoren getan? All
das, was die Indianerfrau auch tat, nur dass ihre
"rote" Geschlechtsgenossin mehr Sicherheiten
und Unabhängigkeit besass. Die Eingeborenenfrau musste
nicht befürchten, vielleicht zu verhungern oder von
Almosen zu leben, wenn ihr Mann plötzlich starb, denn
die Gemeinschaft ihres Stammes und vor allem ihre
Verwandten, welche ständig da waren, kümmerten sich um
sie. Man kann also keinesfalls sagen, dass die
indianische Frau eine untergeordnete Rolle in der
Geschichte der Indianer spielte, im Gegenteil, wie diese
Weisheit der Cheyennen am Ende meiner Einleitung
beweist:
Ein Volk ist so lange nicht erobert, wie die Herzen
seiner Frauen stark sind. Dann aber ist es aus und
vorbei - einerlei, wie mutig die Krieger und wie stark
ihre Waffen auch sein mögen. |
Pubertät: Wer
in das Kapitel über die indianische Erziehung geschaut
hat, wird wissen, dass Erziehung der Mädchen von Kind
an eine Vorbereitung auf ihr Leben als Frau und vor
allem Ehefrau war.
Der Eintritt in ihr Leben als Frau begann für die
Mädchen durch das Einsetzen ihrer ersten Blutung. Wie
für viele Mädchen auf der ganzen Welt, war es auch
für das Indianermädchen ein beunruhigendes Ereignis
trotz sorgfältigster Aufklärung. Aber für viele junge
Indianerfrauen war es auch eine Zeit der Freude
hinsichtlich der Pubertätsriten, die bei den meisten
Stämmen auf dieses Ereignis folgten, die oft
einhergingen mit der Einhaltung vieler Verpflichtungen,
Tabus und Rituale. Solche Tabus waren z.B. fast
überall das Kratzen mit den Fingernägeln, es sollte
einen eigens dafür angefertigten Kratzstab
verwenden, oder ein anderes Tabu war das Trinken
des Wassers nicht auf die übliche Weise, sondern es
sollte nur durch eine Art Strohhalm oder Röhrenknochen
trinken. Bei den Tlingit an der Nordwestküste z.B.
durfte dieser Knochen nur der Flügelknochen eines
Weißkopf - Seeadlers sein (die pubeszenten
Tlingit-Mädchen mußten überdies bis zu einem Jahr
lang abgesondert vom restlichen Dorf leben und ihre
Hütten nur bei Nacht verlassen). Andere
Schutzmaßnahmen bei den verschiedenen Stämmen waren:
dass die Mädchen nicht ins Feuer schauen durften, damit
die Sehkraft bis ins hohe Alter erhalten bleibt (Quinault);
daß sie ihre Nahrung nicht selbst wählen durften,
damit sie nicht gefräßig würden (Flathead); sie
durften sich nicht mit kaltem Wasser waschen, damit sie
sich nicht erkälteten (Pomo) oder sie durften sich
andersherum nicht mit heißem Wasser waschen, damit sie
keine Falten bekämen (Havasupai). Die Isolation der
Mädchen bei einigen Stämmen während ihrer rituellen
Einführung war trotz der wichtigen Rolle bei den
Pubertätsriten und der dadurch empfundenen Freude für
viele sehr unangenehm. Doch bei den meisten Stämmen ob
Disziplinierungsphasen bzw. Abgeschiedenheit oder nicht,
gab es Feste und freudvolle Zeremonien, die von Stamm zu
Stamm sehr unterschiedlich waren.
Diese Riten, Tabus und Verpflichtungen bedeuteten aber
auch einen wichtigen Schritt im Leben einer jungen
Indianerfrau, die damit körperlich bereit war
(moralisch wurde sie ja meist schon viel früher darauf
vorbereitet), ihren Platz als Ehefrau und Mutter an der
Seite eines Mannes einzunehmen. |
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Ehe: Nach Erreichen
des Status einer erwachsenen Frau konnte geheiratet
werden. Heirat war in der indianischen Tradition
selbstverständlich, die Frau gehört zum Mann, war
seine Ergänzung, beide ergaben ein Ganzes. Für
unverheiratete Frauen gab es keinen Platz, obwohl es
solche Ausnahmen gab, die man aber meist belächelte. In
manchen Stämmen ließ man den Frauen Zeit mit der
Heirat, damit sie geistig reifen und sich handwerklich
noch vervollkommnen konnten und so auch Gelegenheit
hatten, umworben zu werden. Andere Stämme wiederum
verheirateten die jungen Mädchen unmittelbar nach
Erreichen der Pubertät, damit sie auch ja als
Jungfrauen in die Ehe kamen. Diese Mädchen erfuhren
selten das Glück der Brautwerbung und hatten kaum
Gelegenheit, Kontakte zu jungen Männern zu pflegen, wie
bei den Fox und den Papago beispielsweise.
Brautwerbungen verliefen bei den indianischen Völkern
Nordamerikas recht unterschiedlich. Ein weit
verbreitetes Mittel der Werbung war Flötenmusik, da sie
für Frauen als verführerisch galt. Auch Liebeszauber
wurden eingesetzt, wobei es bezeichnend ist , dass die
ausgefeiltesten in den Gesellschaften praktiziert
wurden, in denen Trennung der Geschlechter und die
Behütung der heiratsfähigen Mädchen am stärksten
ausgeprägt war. Liebeszauber konnten Fetische sein,
Stofffetzen der Angebeteten oder Rituale, die von einer
befähigten Person durchgeführt wurden.
Vorehelicher Geschlechtsverkehr war meist unerwünscht
oder regelrecht untersagt (Cheyenne-Mädchen wurde
deshalb ein Seil um die Hüften geschlungen und zwischen
den Beine hindurchgezogen und fast bis zum Knie
umwickelt), allerdings gab es in dieser Frage tolerante
Stämme wie die Comanchen.
Heirat bedeutete in vielen Indianergesellschaften eine
Übereinkunft der Familien des zukünftigen Paares meist
aus wirtschaftlichen Erwägungen. Die Wahl der Eltern
fand oft natürlich nicht die Zustimmung der
Bertoffenen, aber in solchen Fällen kam die Mythologie
zum Tragen, denn diese bekräftigte mit Geschichten
diesen Brauch der arrangierten Eheschließung und kannte
schlechte Beispiele für solche, die diese Wahl nicht
hinnehmen wollten. Manche Mädchen, die partout nicht
diesen Mann heiraten wollten, liefen weg oder
"brannten" mit ihrem Geliebten durch. Doch bei
einigen Stämmen kam es vor, dass die Mädchen sich
ihren Partner erwählten und sie ihm die Ehe
antrug (Hopi).Ob nun Liebesheirat oder nicht, die
meisten Indianervölker kannten Heiratszeremonien, die
allerdings sehr unterschiedlich waren. |
Sie reichten von
verschwenderischen Festen bis hin zur einfachen
Bekanntgabe der Heirat durch Einzug der Tochter in die
"Wohnung" ihres Mannes. Die Heirat war auch
nicht ein religiöses Sakrament, sondern ein Vertrag
zwischen zwei Personen oder ihren Familien. Die
Heiratszeremonien dienten lediglich der Bekanntgabe der
Eheschließung an den Rest der Gemeinschaft. Vielfach
wurde für die Frau ein "Brautpreis bezahlt"
(allerdings nur bei der ersten Heirat der jungen Frau
oder zumindest solange sie noch jung war). Bei der Höhe
des Brautpreises spielte oft das Ansehen der Familie der
Braut eine wichtige Rolle. Allerdings kaufte der junge
Mann seine Frau nicht, sondern schuf mit diesen
Geschenken Bündnisse und legitimierte die Ehe, zumal in
vielen Stämmen die Geschenke von den Brauteltern
erwidert wurden.
Mit der Liebe zwischen indianischen Paaren verhielt es
sich wie überall. Manche kamen sehr gut miteinander bis
ans Lebensende aus, andere wiederum (oft bei
arrangierten Ehen) bildeten nur eine wirtschaftliche
Gemeinsamkeit nicht ohne Kinder, oder lernten sich im
Laufe der Zeit zu lieben.
Natürlich konnte sich eine indianische Frau meist ohne
Schwierigkeiten scheiden lassen. Entweder ging sie samt
Kinder einfach zu ihrer Familie zurück, oder wenn das
Paar bei den Eltern der Frau lebte, forderte sie den
Mann zum Auszug aus. Scheidungen waren aufgrund
arrangierter Ehen relativ häufig. Bei den Gros Ventre
oder den Flathead war es für eine Frau schwieriger,
sich zu trennen; nur wenn sie offensichtlich grob
vernachlässigt wurde, konnte sie zu ihrer Familie
zurückkehren bzw. erst einmal ein anderes Lager
besuchen. Teilweise mussten bei Scheidungen die
Geschenke zurückgegeben werden. Geschiedene Frauen
konnten jederzeit wieder heiraten.
Nicht ganz so einfach war es für Witwen. In vielen
Indianergemeinschaften erwartete man von ihr, dass sie
den Bruder oder einen nahen Verwandten des Verstorbenen
heiratete (genannt Levirat), sobald die offizielle
Trauerzeit vorbei war, (umgekehrt sollte ein Witwer
möglichst die Schwester seiner verstorbenen Frau
heiraten, sofern er sie nicht schon vorher zu einer
seiner Frauen gemacht hatte, genannt Sororat).
Dies diente ausschließlich der Versorgung der Frauen,
denn sie bedeutete wirtschaftliche Sicherheit für die
Frau. Allerdings konnten in vielen Stämmen die Frauen
ihren neuen Partner selbst wählen, so dieser
einverstanden war.
Doch nun zur Haushaltsführung indianischer Frauen
Nordamerikas. |
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Haushalt: Die
Erhaltung des Lebens, darauf war die gesamte Arbeit der
Indianerfrau ausgerichtet. Sie betätigte sich als
Sammlerin, Pflanzer, Köchin, Gerberin, Näherin,
Hausbauer, Krankenpflegerin, Mutter, Ratgeberin,
Partnerin und Wohltäterin Armen gegenüber. Wenn sie
all dies tat, fühlte sie sich eins mit Mutter Erde, sah
sie in den Pflichten ihres Alltags einfach nur die
Aufgaben, die Frauen eben erledigten, so wie vor ihr die
Mutter es tat und nach ihr die Tochter es tun würde.
Dabei fühlte sie sich natürlich nicht als die
"Hausfrau" wie wir es oft tun. Wie
anstrengend die Arbeit sein mochte, die
Indianerfrau empfand es nicht erniedrigend, im
Gegenteil: Kinder gebären, großziehen und ihren
Töchtern wieder bei der Geburt und Erziehung der Kinder
helfen, das gehörte für sie zum Kreislauf des Lebens.
Ihre Arbeit verrichtete die Indianerfrau meist in
Gesellschaft von anderen Frauen, da die Aufgabengebiete
beider Geschlechter meist klar getrennt in Frauen- und
Männerarbeit bestand. Manche Arbeiten wie Hausbauen
oder Kleidernähen für die Männer wurde in einigen
Stämmen von Frauen, in anderen Stämmen von Männern
erledigt. Der Mythos des Aschenbrödels oder Sklavin des
Mannes basiert sicher auf den Berichten weißer
Forscher, die eben nur sahen, dass die Frauen sich
plagten, während die Männer faul herumlungerten oder
Glücksspiele spielten, oder dass sie gar vollgepackt
mit Kindern an der Hand hinter ihrem Mann
herlief, der natürlich nichts trug. Dabei sahen diese
Forscher nicht die anstrengenden langen Nächte der
Lagerwache, die Tage, Wochen oder gar Monate, die die
Krieger fern von zu Hause unter großen
Entbehrungen auf der Jagd oder dem Kriegszug waren. Der
Mann war für den Schutz und die Versorgung der Familie
verantwortlich und wenn er dies nicht tat, konnte ihn
die Frau in vielen Fällen einfach verlassen, ohne
befürchten zu müssen, dass sie und ihre Kinder
verhungerten.
Die täglichen Arbeiten einer Indianerfrau bestanden
selten im ausgiebigen Putzen. Sauber gemacht war
aufgrund der Umstände und "Einrichtung" ihres
Hauses, Hütte oder Tipi schnell, meist fegen, Decken
aufschütteln und abwaschen. Nach einer Heirat baute sie
sich natürlich erst einmal ihre gemeinsame
"Wohnung" und fertigte die
Haushaltsgegenstände an, die sie benötigte:
Hornlöffel, Körbe, Töpfe, Nadeln, Schabstöcke,
Harken u.v.a. Die meiste Zeit verbrachte die
Indianerfrau bei der Arbeit, die zur Produktion der
Nahrung der Familie erforderlich war. Also Sammeln von
Wurzeln, Beeren, Nüssen, Ahornsaft uvm. pflanzen
von Mais, Kürbissen, Bohnen |
u.a. erjagtes Wild zerlegen;
ernten; trocknen; mahlen oder zerstoßen der
getrockneten Nahrung; konservieren der Nahrung; Wasser
und Holz bzw. Brennmaterial holen; kochen der Nahrung.
Obwohl die Nahrungsvorräte meistens den Frauen
gehörten, wurde selten "gehortet" und die
Etikette verbat ihnen, Hungrigen Essen zu verweigern,
denn Großzügigkeit und Gastfreundschaft waren
hochgeschätzte Tugenden in fast allen
nordamerikanischen Indianerkulturen.
Bei den Bodenbau betreibenden Völkern wurde die
Feldarbeit meist von den Frauen erledigt, aber bei den
Pueblogruppen des Südwestens (Hopi, Zuni u.a.) gingen
die Männer auf die Felder, da sie in ihrer Funktion als
Jäger nicht voll ausgelastet waren.
Darüber hinaus fertigte die Frau die Kleider für sich
und ihre Kinder und meist auch für ihren Mann an, webte
Teppiche (z.B.Navajo) oder töpferte (z.B. Hopi), flocht
Körbe (z.B. Pomo), kurz gesagt: Frauen sesshafter
Völker beschäftigen sich neben ihrer Hausarbeit und
Kindererziehung oft noch mit kunsthandwerklichen Dingen.
Überhaupt kann man sagen, dass Frauen sesshafter
Stämme, vor allem auch die der Bodenbauer, einen
höheren gesellschaftlichen Status innehatten als die
Frauen nomadisierender Stämme. Das mag auch mit der
wirtschaftlichen Unabhängigkeit dieser Frauen
zusammenhängen, wenn ihnen vielleicht die Felder, das
Vieh, das Heim oder die Nahrungsvorräte gehörten oder
wenn einfach genug Nahrung vorhanden war und die
Nahrungsbeschaffung sich nicht so schwierig gestaltete
wie beispielsweise bei den Stämmen der Nordwestküste.
Doch natürlich gab es Frauen, die von ihren Männern
wirklich unterdrückt oder nicht hoch geschätzt wurden,
wie u.a. bei den Chippewayn im subarktischen Norden oder
bei den Yurok in Nordkalifornien. Doch haben auch diese
Frauen sich kaum darüber beklagt oder einfach nur
aufgegeben; nein, sie stellten ihre gesellschaftliche
Position nicht in Frage, vielleicht auch weil sie es
nicht anders kannten oder sich Verfügungsgewalten bei
der Erziehung der Kinder und in den alltäglichen
Arbeiten aneigneten.
Ob unterdrückt oder höchst geachtet, die indianische
Frau hatte kaum Probleme mit Selbstverwirklichung, mit
Selbstfindung u.ä. wie viele der heutigen Frauen der
Industriestaaten unserer Welt. Sie war sich ihrer Rolle
durchaus bewusst und wusste, dass sie genauso gebraucht
wurde in der Gemeinschaft wie der Mann, indem sie ihren
Teil der Arbeiten gern verrichtete, und darauf war sie
stolz. |
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Freizeit: Trotz
aller anstrengen Arbeiten blieb der eingeborenen
indianischen Frau Zeit zur Erholung, zum Spiel und zu
Vergnügen. Beim Verrichten ihrer alltäglichen
Pflichten hatte die Indianerfrau kaum Gelegenheit sich
nach außen zu bestätigen, außer vielleicht durch ihre
gut erzogenen Kinder, die ihr Ansehen erhöhten. Deshalb
entwickelten die meisten indianischen Frauen eine
Kunstfertigkeit bei der Herstellung oder Verzierung von
Gegenständen des täglichen Bedarfs. Auch indianische
Frauen hatten ein ästhetisches Empfinden und umgaben
sich gern mit schönen Dingen, obwohl diese selten
um der Kunst willen gemacht wurden, sondern auch einen
praktischen Verwendungszweck hatten. Die Talente einer
Frau in handwerklicher Kunst wurden hoch geachtet von
den Kennern dieser jeweiligen Handwerkskunst. So gab es
die schon erwähnte Korbflechterei, die Töpferei, die
Weberei und Stachelschwein-Borsten-Verzierung und
Perlstickereien. Das Korbflechten ist eines der
ältesten Handwerke und war für viele Indianerfrauen
das vorherrschende Mittel künstlerischen Ausdrucks.
Einige der besten Korbflechter lebten in Kalifornien wie
die Pomo, Atsugewi, aber auch Hopi, Karok, Paiute,
Navajos und vor allem Pima und Papago flochten und
flechten noch heute Körbe. Die Herstellung und
Verzierung von Töpferwaren ist ebenfalls Frauenhandwerk
gewesen, allerdings nicht so alt wie die Korbflechterei.
Am höchsten war diese Kunst im Mississippital, im
Südosten und bei den Pueblos entwickelt. Umherwandernde
Stämme hatten für zerbrechliches Gut keine Verwendung.
Getöpfert wurde nur mit der Hand, Töpferscheiben gab
es nicht. Die Hopi-Frauen beispielsweise sahen die
gemeinsame Zeit des Töpferns als wesentlichen
Bestandteil ihres gesellschaftlichen Lebens. Eine
weiteres Kunsthandwerk war das Weben schöner Decken,
das schon weit entwickelt war, bevor der weiße Mann den
amerikanischen Kontinent betrat. Das Weben war sehr
vielen Stämmen bekannt, aber die Chilkat und Tsimshian
der Nordwestküste und die Navajos im Südwesten
entwickelten daraus eine wirkliche Kunstform. |
Im Norden verwendete man für
die Decken anfangs gesponnenen Zedernbast, der später
mit Bergziegenwolle versetzt wurde, im Südwesten
benutzte man Schafwolle. Die Stämme der Plains und
Prärien und die Stämme des Ostens verwirklichten sich
künstlerisch vor allem durch ihre
Stachelschweinborsten- und Perlarbeiten. Gerade die
Kunst des Verzierens mit Stachelschweinborsten
erforderte enormes Fingerspitzengefühl und Geduld. Es
gab in manchen Stämmen der Plains sogenannte
Quillerbünde (Stachelschweinarbeiten=Quillworks), denen
Frauen angehörten, die besonders gut auf diesem Gebiet
waren und entsprechend hoch geschätzt wurden. Die
Perlenstickerei gab es fast überall, aber die Stämme
des Waldlandes mit ihren floralen Mustern und die
Stämme der Plains fertigten die besten Perlstickereien
an. Die besten Perlstickereien der Welt stammten und
stammen auch heute noch von den Ureinwohnern
Nordamerikas. Doch neben Kunsthandwerk hatte die
Indianerfrau auch andere Vergnügungen, beispielsweise
bei Sport und Spiel. Sport und damit durchtrainierte
Körper bedeutete den Frauen ebensoviel wie den
Männern, gute Kondition war sogar lebenswichtig,
Müßiggang verpönt. Schwimmen gehörte zu den
häufigsten "Sportarten", überall dort wo es
Wasser gab. Außerdem ritten sie gern und um die Wette,
veranstalteten Wettläufe oder trugen sogar, wie bei den
Kutchin-Indianern am Yukon, Ringkämpfe aus.
Spiele ließen sich in zwei Arten einteilen: Glücks-
und Geschicklichkeitsspiele. Es gab Federballspiele,
Fußballspiele (allerdings ging es hierbei darum, den
Ball möglichst oft hintereinander auf dem Rist
aufzufangen); sehr verbreitet war ein Spiel, das mit
unserem Hockey vergleichbar ist, ein anderes
weitverbreitetes Spiel namens Doppelball ähnelte dem
Shinny. Außerdem gab es Würfelspiele verschiedener
Arten, wobei Knochen, Muscheln, Pflaumenkerne und
Stäbchen als Würfel dienten, Steine "raten",
Versteckspiele mit Stöckchen u.v.m. |
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Sexualität:
Sexualität wurde von indianischen Frauen als natürlich
begriffen und empfunden. Sie gehörte zu den
natürlichen Dingen wie Hunger, Durst, Mystik, Leben und
Tod. Deshalb gab es auch kaum Prüde oder Nymphomanen
unter den Indianern, obwohl die Normen für akzeptables
Sexualverhalten von sehr eng gesteckten Grenzen bis zu
Freizügikeit reichten. Sexualität war etwas
Selbstverständliches; trotzdem war in vielen Stämmen
die Auffassung tief verwurzelt, der Geschlechtsakt
mindere die Kraft des Mannes.
Aus diesem Glauben heraus entwickelten sich eine Reihe
von Tabus im Zusammenhang mit der Sexualität. Solche
Richtlinien waren notwendig, damit die
Stammesgemeinschaft reibungslos
"funktionierte" und die Familie intakt blieb.
Wenn Sex eine vorherrschende Rolle spielen würde,
versäumten es die Partner möglicherweise, ihren
jeweiligen Pflichten nachzugehen. Davon abgesehen
durften die Tabus und Normen aber auch nicht zu streng
sein, damit sie eingehalten werden konnten.
Enthaltsamkeit gehörte zu einer dieser Regeln. Sie war
oft Bedingung für eine erfolgreiche Jagd oder einen
erfolgreichen Kriegszug (Spitzensportler kennen dies
bestimmt auch vor einem großen Wettkampf) und bei
vielen religiösen Zeremonien, wobei die Dauer der
Enthaltsamkeit von Stamm zu Stamm variierte. Die
Verknüpfung von Enthaltsamkeit mit der
Nahrungsmittelversorgung konnte man z.T. bei vielen
Stämmen beobachten. So erforderte das religiöse
Zubereiten bestimmter Nahrung (beispielsweise das
Sammeln und die Zubereitung der Agave bei den Apachen)
das Unterlassen des Geschlechtsverkehrs.
Es gab auch noch andere Tabus oder Ängste, wie z.B. bei
den Navajos und einer Gruppe der Shoshonen, denen der
Blick auf die Genitalien Krankheit oder Blitzschlag
einbringen konnte und deshalb tunlichst vermieden wurde.
Bei diesen Stämmen vollzog sich deshalb wahrscheinlich
der Geschlechtsakt meist im Dunkeln und in Bekleidung.
In einer Gesellschaft, die sehr eng zusammenlebte und
nicht viele Möglichkeiten der absoluten Privatsphäre
besaß, war das Inzesttabu sehr wichtig, wie bei vielen
Naturvölkern der Welt, wenn auch der Begriff als
solcher unterschiedlich definiert und dementsprechend
unterschiedlich bestraft wurde. Um einen Inzest von
vornherein zu vermeiden, traf man verschiedene
Vorkehrungen; verbreitet war die Trennung von Bruder und
Schwester ab einem bestimmten Alter, das Verbot des
miteinander Redens von Geschwistern oder die Schaffung
von Scherzbeziehungen, wie beispielsweise bei den
Central-Algonkin. Dort war die Beziehung zwischen Frauen
und ihren Schwägern, zwischen Männern und ihren
Schwägerinnen durch intensiven, betont freudvollen
Umgang mit Necken gekennzeichnet, das oft sexuell
durchdrungen und sogar obszön sein konnte, nur
berühren durfte man sich nicht. Bei vielen Stämmen, wo
die Ehepartner nachträglich feststellten, dass sie doch
miteinander verwandt waren, mussten sie sich
unverzüglich trennen.
Absichtlich begangener Inzest wurde meist hart bestraft,
in manchen Fällen sogar mit dem Tod.
Allerdings kannten einige Kulturen der
nordamerikanischen Indianer den |
Inzest zwischen Verwandten
als Bestandteil ihrer Kultur. Eine Pawnee-Frau diente
dem Sohn ihrer Schwägerin als Sexualpartner bis zu
seiner Verheiratung und die Hopi-Frau konnte offen
sexuelle Beziehungen zu ihrem Neffen pflegen. Obwohl
vor, während und nach vielen heiligen Ritualen sexuelle
Enthaltsamkeit angeraten wurde, war oft eben diese
Sexualität Bestandteil der rituellen Tänze,
immer im Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit, nicht nur
die Fruchtbarkeit der Frau, sondern die der Mutter Erde,
es ging um Gebete für reiche Erträge, um Wild,
Wildpflanzen u.a.
Ob das Küssen schon vor Kolumbus aufkam oder erst durch
die Weißen ist nicht eindeutig nachgewiesen, jedenfalls
hat es sich rasch verbreitet. Manche Stämme waren dabei
zurückhaltender, andere küssten sich nicht in der
Öffentlichkeit, einige praktizierten den Zungenkuss.
Treue war eine Tugend bei den meisten Kulturen der
Indianer Nordamerikas. Die Frauen wurden manchmal als
Besitz betrachtet, wurde dementsprechend Ehebruch
seitens der Frau häufig hart bestraft, in extremen
Fällen konnte die Frau von ihrem Mann getötet werden.
Oft wurde sie äußerlich gebrandmarkt, indem man ihr
Haare, Nasenspitze, Lippen oder Ohren abschnitt, sie mit
roter Farbe beschmierte u.a. Andere Stämme wie die
liberalen Hopi oder auch die Crow betrachteten diese
Sache etwas gelassener, wobei die Crow-Frauen zumindest
ihr Ansehen verloren. Außerdem galt auch bei den
Indianern das Prinzip des "was ich nicht
weiß...", was sich zugegebenermaßen schwierig
gestaltete in solch engen Gemeinschaften.
Einige Gruppen kannten den institutionalisierten
Frauentausch, teilweise durch den "Frauenraub"
rivalisierender Bünde eines Stammes, aber verbreiteter
war das Prinzip des Ausleihens zu sexuellen Zwecken.
Andererseits hatten viele Indianerfrauen kaum Spielraum,
um gegen untreue Ehemänner vorzugehen, eher konnten sie
etwas gegen die Nebenbuhlerin unternehmen, oft wurde
ihnen aber nahegelegt, Stillschweigen zu bewahren.
Natürlich konnten die meisten dieser Frauen ihre
Männer verlassen, aber wenn er seine Familie ansonsten
sehr gut versorgte, überlegte sie sich das natürlich
gut.
Anders sah es mit Vergewaltigung in der eigenen
Gemeinschaft aus (nicht die Vergewaltigungen bei den
Überfällen feindlicher Gruppen). Dies war kein
Kavaliersdelikt mehr, im Gegenteil, Vergewaltigung galt
als schweres Sexualdelikt und wurde fast überall
geächtet, deshalb kam sie wohl kaum vor. Bestraft,
sogar gerächt wurde sie fast überall.
Indianer kannten auch die Prostitution (vor Kolumbus
aber sehr selten) und lesbische Liebe, wobei die
Reaktionen darauf von Besorgtheit und Respekt bis zu Wut
und Ekel reichten.
Wie Sie sehen (lesen) können, waren die Indianer kein
ausschweifendes, sexlüsternes Volk, aber auch nicht
frigid und prüde, eher würde ich sagen wollen
"anständig", immer unter dem Aspekt, dass
alle sexuellen Gepflogenheiten, Tabus, Regeln und
Zeremonien mit der geistigen und wirklichen
Weltvorstellung der Indianer im Einklang standen. |
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Frauen mit Macht:
Als die weißen Männer nach Amerika kamen, sahen sie in
den Dörfern der Eingeborenen in den Frauen
Arbeitstiere, die gegenüber den Männern als Kriegern
und Häuptlingen nichts zu sagen hatten. Sicher gibt es
kaum Berichte über weibliche indianische Häuptlinge,
selten über Frauen im Stammes- oder Kriegsrat, doch das
heißt nicht, dass es sie nicht gab, dass sie außerhalb
ihres Heimes nicht die Möglichkeit hatten, Macht
auszuüben. Es gab bei den nordamerikanischen Indianern
sowohl Kriegerinnen als auch Führerinnen, im
politischen und auch religiösen Sinne. Die einfachste
Form der "Machtausübung" bestand darin, dass
sie die wirtschaftliche Oberhand besaßen, da ihnen
Felder und/oder Ernten und/oder Häuser gehörten wie
z.B. Hopi und Irokesen. Wenn diese Regelung die
Machtausübung auch bei den Männern beließ, so hatten
viele Frauen doch eine gewisse Kontrolle über die
Ausübung dieser Macht. Bei den Irokesen wählten
bestimmte Frauen den Häuptling (Sachem) und konnten ihn
auch seiner Funktion wieder entheben. Bei vielen
Pueblo-Gesellschaften leiteten die Männer zwar die
politischen Geschäfte und die Zeremonien, aber in
religiösen Fragen hatten die Frauen ein gewichtiges
Wort mitzureden. Bei den Hopis beispielsweise übte der
männliche Oberpriester oder Häuptling sein Amt im Haus
der "Bewahrerin des Feuers" aus, einer
gewählten Frau aus dem Dorf, die aufgrund ihrer
Weisheit, auch in religiösen Dingen, in dieses Ehrenamt
gewählt wurde und dem Führer mit Rat zur Seite stand.
Bei all diesen Führerinnen, ob politisch und/oder
religiös kann man sagen, dass sie sich ihr Amt aufgrund
spezieller hervorragender Eigenschaften verdienten und
nicht erbten, außer bei den weiblichen
"Sonnen" der Natchez, den Nisenan in
Nordkalifornien (bei zweitgenannten allerdings nur dann,
wenn kein männlicher Verwandter zur Verfügung stand)
u.a. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Machtausübung
bestand in der Heilpraxis, mit deren Ausübung Frauen
nicht nur Macht und Ansehen erwerben konnten, sondern
auch Wohlstand. Jede Frau mit Heilbegabung wurde
ständig von "Patienten" besucht und somit
hatte sie die meiste Zeit damit zu tun, schwer
auffindbare Kräuter und Pflanzen zu suchen, auszugraben
und die jeweilige Medizin daraus herzustellen. Dazu
brauchte solch ein Heilerin immens viel Wissen um die
Wirkungen der vielen vorhandenen Pflanzen. Doch nicht nur
Pflanzen verwendete sie, auch tierische
"Präparate" wie Bärengalle u.a. kamen zum
Einsatz. Die Arten der Krankheiten unterteilte man in
zwei Kategorien, die auf natürliche Ursachen
zurückzuführen waren und diejenigen, die
übernatürliche Ursachen hatten, vor allem die des
Geistes. Dementsprechend verlief auch die
Heilbehandlung, auf natürliche Weise oder mit zu
Hilfenahme übernatürlicher Mittel. Die Gründe, warum
Frauen Heilerinnen wurden, sind vielfältig. Manchen
wurde es durch einen Traum kund getan, manche
übernahmen diese Funktion von der Mutter oder auch dem
Vater (einige mussten trotzdem noch entsprechende
Träume haben), manche interessierten sich einfach
"nur" dafür. Bezeichnend ist auch die
Einstellung der weiblichen Heilerinnen ihrem
"Beruf" gegenüber. |
Sie waren meist nicht so
anmaßend, übellaunig, argwöhnisch wie ihre
männlichen "Kollegen" und missbrauchten ihre
Macht, die oft mit dieser Tätigkeit einherging, selten.
Sie beschränkten sich einfach aufs Heilen. Natürlich
kannten auch die Indianer "Fachrichtungen",
sowohl die für Mensch und Tier, für Mann und Frau und
auch für spezielle Krankheiten wie Brüche,
Schusswunden u.a.. Diese Spezialisierungen gab es sicher
nicht überall gleichermaßen und die Grenzen waren oft
fließend. Manche der indianischen Frauen mit
übernatürlichen Kräften wurden Schamaninnen und
Prophetinnen, die in der Regel ihre Kräfte fürs
Allgemeinwohl zur Verfügung stellten, indem sie das
Wetter regulierten, die Zukunft voraussagten und
übelgewillte Personen ermittelten. Selbst diese Frauen
wurden zum Teil wegen ihrer spirituellen Macht
gefürchtet, wie wohl dann erst die, die wir Hexen
bezeichnen würden. Diese Frauen verwendeten ihre
Fähigkeiten nämlich darauf, Übel zu verbreiten und
anderen Schaden zuzufügen, egal ob sie diese Macht
wirklich besaßen, denn fast alle Indianer glaubten an
die Existenz böser Mächte und an Personen, die diese
Mächte für sich ausnutzten. Dabei gab es, ebenso wie
früher bei uns, beabsichtigte und unbeabsichtigte
Verleumdungen unschuldiger Frauen, die dann hart
bestraft wurden.
Nicht alle indianischen Frauen fügten sich in die
Normen ihrer Gemeinschaft, allerdings fiel es ihnen sehr
schwer, aus diesen Normen auszubrechen. Das Männer
Frauenarbeit leisten konnten, wenn sie es wollten,
bezweifelte niemand. Doch Frauen mangelte es laut
Aussage der anderen (bestimmt der Männer) an Kraft,
Intelligenz und Koordinationsfähigkeit, um
Männerarbeiten zu verrichten, was natürlich nicht
bewiesen wurde. Wenn eine Frau genug stark und
individualistisch war; sich in der Männerwelt behaupten
konnte und sich als Person durchsetzte erwarb sie sich
aber meistens die Hochachtung aller.
Bei einigen wenigen Kulturgruppen war es sogar
notwendig, dass die Frauen z.B. jagen konnten, denn wenn
ihr Mann starb und sie nicht wieder heiraten wollte.
Die Blackfoot kannten die "Frauen mit
Männerherzen", meist Witwen oder Hauptfrauen
bedeutender Männer, die sich entgegen allen Tugenden
der Blackfoot-Frauen verhielten. Sie waren aggressiv,
selbständig und oft auch unabhängig im Vergleich zur
"guten" Frau, die schüchtern, sanftmütig und
fügsam war. Dafür leisteten diese "Frauen mit
Männerherz" unglaublich mehr als die normalen
Frauen und waren deshalb auch vermögend.
Natürlich gab es auch einige Frauen die mit auf
Kriegszüge gingen und genauso furchtlos kämpften wie
die Männer. Meistens zogen diese Frauen in den Krieg,
um den Tod eines ihnen Nahestehenden zu rächen und nach
der Befriedigung ihrer Rache kehrten sie in ihr normales
Alltagsleben zurück. Doch es hat bei den Ureinwohnern
Nordamerikas auch Frauen gegeben, die sich als
Kriegerinnen berufen fühlten, manchmal durch einen
Traum, meistens aber um ihrer Rolle zu entfliehen und um
Ansehen, Macht und Status zu erlangen, alles zum Wohle
der Gemeinschaft natürlich. |
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