...wer kennt
ihn nicht, den edlen Wilden? Wenn wir Europäer den Begriff
Indianer hören, verbinden wir damit meistens eine schlanke,
durchtrainierte Erscheinung im Federkopfschmuck, welche stolz
und frei von jeder Angst auf einem prächtigen Pferd
dahergeritten kommt; oder einen wenig bekleideten Mann mit
roter Farbe im Gesicht, der in wilder Ekstase um ein riesiges
Feuer tanzt. Vielleicht sehen einige durch Costnerīs
"Der mit dem Wolf tanzt" u.ä. auch das verwitterte
Gesicht eines alten Mannes und das ruhige Gesicht einer
"Squaw" vor sich. Aber viele denken dabei immer noch
an den stets umherstreifenden, Büffel jagenden Plains-
(Prärie-)indianer. Die Namen Winnetou, Sitting Bull, Red
Cloud haben wir alle zumeist gehört, auch die
Stammesbezeichnungen wie Apachen, Dakota, Mohikaner, Irokesen,
Huronen, Cheyenne, Comanchen und Blackfeet sind uns durch die
Indianerliteratur vertraut.
Aber wer kennt die Nongati in Nordkalifornien, die Cahuilla in
Südkalifornien, die Eyak - ein Stamm an der nördlichen
Pazifikküste, die Dog-Rib-Indianer im Norden, die Kaska im
nordwestlichen Kanada? ....sie alle sind Indianer und lebten
nicht von der Büffeljagd. Eben diese Büffel- (Bison)kultur
war eigentlich nur die Folge der Besiedlung durch |
die Weißen
(und der Verbreitung des Pferdes) und leider von kurzer Dauer.
Viele Stämme dieser Kultur waren ehemalige Waldlandindianer,
die durch die ständige Westwanderung der Invasoren aus ihren
bisherigen Lebensräumen verdrängt wurden waren. Der Indianer
Nordamerikas ist nicht nur der Indianer des Westens. Die
Hunderte von Eingeborenenkulturen Amerikas unterscheiden sich
mehr oder weniger durch die Art ihrer Wirtschaftsform, durch
ihre Sprache, durch ihr Aussehen, ihr soziales Gefüge,
Brauchtum und Religion.
Wenn wir also vom Indianer reden (bzw. schreiben), müssen wir
genau solche Unterscheidungen machen wie z.B. bei den
Europäern, wo sich auch die Italiener von den Schweden, die
Deutschen von den Russen, Holländer von Portugiesen
unterscheiden.
Das Wort Indianer ist zu einem Begriff geworden, der nur
verdeutlichen kann, dass es sich um Menschen zwischen dem
nördlichen und dem südlichen Polarmeer und zwischen dem
Atlantischen und dem Pazifischen Ozean handelt.
Aufgrund der vielen Wanderungen seit Betreten des neuen
Kontinents, lassen sich die Eingeborenen Amerikas kaum in
geographische Gruppen einteilen und dies zu einem
Unterscheidungsmerkmal machen. |